Engel und ihre finsteren Brüder
Johannes W. Schneider
Was können wir vom gemeinsamen Leben von Mensch und Engel erfahren? Was müssen wir im 21. Jahrhundert wissen vom dämonischen Wirken unter Menschen? – Johannes W. Schneider spürt dem erfahrbaren Wirken der Engel und ihrer finsteren Brüder in der Biografie des einzelnen Menschen wie auch in der Geschichte größerer Gemeinschaften nach, um die Zukunft eines neuen bewussten Zusammenwirkens zu erschließen.
... Am 19. März 1945 war ich auf dem Weg nach Hause. Es war Fliegeralarm, damals so häufig, dass man ihn kaum beachtete. Plötzlich setzte das Abwehrfeuer der Artillerie ein. Ich brauchte also ein Dach über dem Kopf, und zwar sofort. In eben diesem Moment ging ich an dem Haus vorbei, in dem die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller begonnen hatte, und da ich ein Schiller-Verehrer war (und bin), so dachte ich, der tote Dichter werde wohl sein Haus vor den Bomben schützen. Als ich mich der Haustür zuwendete, hörte ich hinter mir eine Stimme, die sagte: Weiter. Mehr nicht. Aber dieses eine Wort war eindringlich, bestimmt und vertrauenerweckend. Wer so sprach, wusste, was ich tun wollte, und wusste, was mit dem Haus geschehen werde. Eine Stunde später lag es in Schutt und Asche. Die Stimme widersprach jeder Vernunft, aber diese Stimme überzeugte doch sogleich, weil sie aus der Tiefe kam, aus einem Wissen, das uns im Allgemeinen verborgen ist. Eine solche Stimme zwingt nicht, sie will aber ernst genommen werden. Und weil ich sie ernst nahm, lebe ich heute noch. Wenn ich zurückblicke, kann es keinen Zweifel geben, wer hier gesprochen hat. Es war mein Engel ...
Info van de uitgever
[Freies Geistesleben, 2009]
Engel und ihre finsteren Brüder
Johannes W. Schneider · alles van deze auteur
€ 16.45